"Nein-Sagen" - wie einfach ist das?

"Ich muss einspringen." ist ein häufig gehörter Satz in der Pflege.

Warum sage ich "ja", wenn ich doch "nein" meine? Darf ich überhaupt "nein" sagen? -> In unserem neuen Blogeintrag geben wir Dir kurze Tipps und freuen uns auf Deine Kommentare.

Jeder von uns kennt diesen Anruf: "Du musst einspringen. Kannst Du den Spätdienst übernehmen?"


Eigentlich nicht, weil Du Dich nachmittags endlich mal wieder mit Deiner Freundin treffen wolltest,

weil Du Deinem Kind den Kinobesuch versprochen hattest,

weil Du die Fenster putzen wolltest oder weil ...


Eigentlich ja, weil Du das Treffen mit Deiner Freundin auch verschieben kannst (zum wievielten Male eigentlich?),

weil Dein Kind es verstehen wird und Du es auch mit seinem Freund ins Kino allein gehen lassen kannst,

weil die Fenster auch warten können ...

Na klar, wir helfen gern. Sonst hätten wir nicht diesen Beruf gewählt. Und jeder ist doch schon mal eingesprungen. Das macht man doch auch, denn wir wollen weder unsere Pflegebedürftigen noch unsere Kollegen im Stich lassen.


Wenn Dir bei solch einem Anruf Dein Bauch und Dein Herz aber "nein" sagen und nur Dein Verstand "ja", dann solltest Du es Dir genau überlegen.

Ständiges "Einspringen" und "ja-sagen" können nämlich auch zur Belastung werden. Der soziale Kontakt (Freunde treffen) kann darunter leiden oder die Partnerschaft, die Familie und sogar der eigene Körper, weil die Erholungsphasen zu gering sind.

Hier kommen einige Tipps, damit Du die für Dich richtige Entscheidung in solch einer Situation findest:


  1. Tipp: Du musst nicht sofort "ja" oder "nein" sagen
    Du darfst Dir gern Zeit lassen beim Beantworten. Daher bitte um eine kurze Bedenkzeit. Sage, dass Du in fünf Minuten zurückrufen wirst.
    Nutze diese fünf Minuten, um folgende Fragen für Dich zu beantworten:
    - Möchte ich selbst einspringen?
    - Habe ich genug Kraft und Energie, um den Dienst gut zu schaffen?
    - Muss niemand "zurückstecken", wenn ich einspringe?
    Hast Du diese drei Fragen mit "ja" beantwortet, dann kannst Du den Dienst durchführen.

  2. Tipp: Erkundige Dich z. B. bei der Gewerkschaft oder einem Pflegeverband, wie Deine rechtliche Situation ist:
    - Du musst nicht im "Frei" erreichbar sein.
    - Du musst nicht in Deiner Freizeit mit Vorgesetzten Arbeitsgespräche führen.
    - Du musst keine Kolleginnen zu Hause anrufen.
    - Du musst in Deiner Freizeit nicht arbeitsfähig und fahrtauglich sein.
    - Du darfst Änderungen in Deinem Schichtplan ablehnen.
    - Du darfst sagen, dass es einseitige Dienstverpflichtungen durch Arbeitgeber 
      nicht gibt.
    - Du darfst Dir einen Befehlston verbieten.
    - Du darfst den Hörer einfach auflegen.
    (Quelle: http://www.schichtplanfibel.de/meinfrei1.htm)

  3. Tipp: Finde heraus, warum es Dir schwer fällt "nein" zu sagen
    - Ist es die Angst davor, abgelehnt oder nicht mehr gemocht zu werden?
    - Ist es das Gefühl, Deine Pflegebedürftigen und / oder Kollegen im Stich zu 
      lassen?
    - Ist es die Angst vor Konsequenzen?
    Zu diesen oder ähnlichen Ängsten kommt noch oft hinzu, dass der Anrufer es Dir nicht leicht macht, "nein" zu sagen. Vielleicht kennst Du einige der folgenden Strategien:
    - Schmeicheleien
    - Schlechtes Gewissen einreden
    - Mitleidstour
    - Druck
     

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Kommentare: 1
  • #1

    Janine Heimann (Samstag, 25 Oktober 2014 15:28)

    Hallo, liebes Team von altenpflege4you,
    danke für diesen Beitrag. Ich habe letzte Woche mich endlich getraut mal Nein zu sagen und ich fühlte mich danach echt besser.